01.08.2020 Mariehamn nach Flaten 41,5 sm
In dieser Woche bin ich wieder Einhand unterwegs. Vormittags habe ich mich von der Crew verabschiedet. Der Blick auf das Wetter und die angesagte Windrichtung der kommenden Tage hat mich sofort zu der Entscheidung geführt, ablegen und den Kurs Südwest nach Schweden einschlagen.
Es ist 10.45 Uhr, als ich den Motor starte. Die Leinen werden gelöst und Klar Deck gemacht. Anschließend passiere ich noch einmal ehrfurchtsvoll die 4-Mast-Bark „Pommern“. Im Kielwasser bleibt Mariehamn zurück. Der Wind weht schwach aus verschiedenen Richtungen, ist eher etwas Thermik in den Schären.
Ich passiere erneut Kobbar Klintan und den ersten Leuchtturm der Einfahrt nach Mariehamn auf einer einsamen Schäre. Die Ålandsee ist ruhig und fast spiegelglatt. So fahre ich weiter mit dem Motor. Mein Ziel ist das Arholma-Archipel in der Hoffnung, dort einen Liegeplatz zu finden. Gegen 15.30 Uhr bin ich dort angekommen. Es herrscht ein reges Treiben in den Schären und mir wird auf einmal klar, das heute Samstag ist und geschätzt alle schwedischen Wassersportfreunde einen ruhigen Felsen suchen und schon gefunden haben. Ich nutze die Gelegenheit und fahre in aller Ruhe durch das gesamte Archipel und schaue mir die verschiedensten Ankerbuchten und Felsliegeplätze an. Es ist alles sehr schön, jedoch auch schon überall gut belegt. Ich entscheide mich zur Weiterfahrt und bin gegen 18.00 Uhr in Flaten, einer kleinen Insel am Eingang des Norrtäljeviken, fest.
Hier hat die Beschaulichkeit ihr Platz gefunden und es gefällt mir erneut an diesem wunderschönen Platz. Einige Vereinsmitglieder liegen hier noch mit ihren Booten, aber das ist kein Problem. Bevor ich mich jedoch auf diese Beschaulichkeit einlasse, muss ich noch die Uhr zurückstellen. Ich bin jetzt wieder in der heimatlichen Zeitzone und das ist natürlich ein logbuchrelevante Eintragung wert…
Die Sonne scheint, ein laue Brise weht aus Süd und ein schöner Abend im Cockpit steht bevor…
02.08.2020 Flaten nach Norrtälje 9,5 sm
Die Sonne und das Geräusch ablegender Boote weckt mich. Nach dem Frühstück gehe ich noch einmal über die Insel und werde von Vereinsmitgliedern angesprochen. Wir plaudern über die spannenden Seglerthemen und es stellt sich heraus, dass einer der Segler ein Deutscher ist, welcher in den 60-er Jahren nach Schweden übersiedelte. Irgendwann verabschiede ich mich mit dem Versprechen, kommende Woche noch einmal vorbei zu kommen. Ich bin herzlich eingeladen… Mein heutiges Ziel ist Norrtälje, um einige Einkäufe für die Woche zu erledigen und die dortige Waschmaschine zu nutzen.
Um 10.15 Uhr lege ich ab und setze die Genua. Die ersten sechs Seemeilen sind gut hoch am Wind segelbar, dann dreht der Wind auf GVV (genau von vorn). Ich mache noch einige Kreuzschläge, beschließe später jedoch auf Grund des immer enger werdenden Norrtäljeviken, den Rest mit dem Motor zu machen. Die Genua wird eingerollt und der Kurs direkt auf Norrtälje abgesetzt. Um 12.30 Uhr bin ich dort fest.
Noch bin ich das einzige Boot, doch das ändert sich im Laufe des Nachmittags. Zum Abend sind es doch sechs Yachten, die hier übernachten werden.
Der Nachmittag wird zum Stadtbummel, zum Einkauf und natürlich zum Wäschewaschen genutzt, was muss, das muss…
03.08.2020 Norrtälje nach Gräddö 10,0 sm
Da ich bereits eine Tagesreise von Stockholm, meinem nächsten Etappenziel, entfernt bin, habe ich keine Eile und nutze die gewonnene Zeit, um mich intensiver der Yacht und der Vorbereitung für die letzten Etappen zu widmen. Dazu zählt natürlich ein gründlicher Yachtcheck, Reinschiff an Stellen, welche beim Wochenreinschiff unerreichbar bleiben und einige Kleinstreparaturen. Am frühen Nachmittag habe ich mein Tagessoll erreicht.
Um 15.00 Uhr lege ich ab. Der Wind hilft mir so gut, dass der Motor zwar gestartet wurde, jedoch nicht zum Einsatz gekommen ist. Driftend klare ich das Deck auf und setze die Genua.
Der Wind greift sich das Segel und bringt mich gut voran. Es wird ein flotter Vorwindkurs aus dem Norrtäljeviken hinaus. Ich segle nach Flaten, wo jedoch eine ganze Reihe von Yachten die Liegeplätze belegt haben. So passiere ich Flaten, ohne die Genua eingerollt zu haben und fahre weiter nach Gräddö. Dort wollte ich sowieso demnächst hin, da es hier einen Schiffsausrüster geben soll. Hier habe ich kein Liegeplatzproblem, lege an und genieße den Augenblick.
Nachdem alle Formalitäten geklärt sind und das Abendessen und der Abendspaziergang absolviert sind, habe ich noch einen Termin in der Sauna. Aus dem Saunafenster beobachte ich wieder einen phantastischen Sonnenuntergang, der diesem Tag einen würdigen Abschluss bringt…
04.08.2020 Gräddö nach Furusund 11,0 sm
Nach einer sehr ruhigen Nacht und dem Blick aus dem Cockpit stelle ich fest, dass der Wind eine Nordkomponente bekommen hat. Das kommt meinem geplanten Reiseziel natürlich entgegen. Der Blick auf den Wetterbericht bestätigt meine Wahrnehmung noch einmal. Da ich vorher jedoch noch zum Schiffsausrüster möchte, nutze ich die Zeit zunächst mal für einen umfangreichen Motorcheck – muss auch mal sein und so ein Motor dankt das natürlich auch… Um 10.00 Uhr bin ich beim Schiffsausrüster und stelle fest, dass selbst beim Yachtzubehör und auf dem Ersatzteilmarkt der Onlinehandel die absolute Oberhand gewonnen hat. Mit leeren Händen bin ich wieder an Bord. Um 11.45 Uhr lege ich ab.
Noch ein Blick zurück nach Gräddö und schon kann ich die Genua ausrollen und den Motor abschalten. Der Wind weht schwach, bringt mich aber gelassen bis vor die Pier von Furusund. Dort erwartet mich wie bereits gewohnt ein teilweiser reservierter Hafen, jedoch finde ich für meine Einhandsituation einen schönen Platz mit Moorings. Es ist mein erstes Mooringeinhandanlegemanöver, und es funktioniert…
Um 15.00 Uhr bin ich fest. Es waren drei schöne Segelstunden bei schönstem Sonnenwetter. Jetzt folgt der Anleger und anschließend vielleicht noch ein wenig „Büroarbeit“…
05.08.2020 Furusund nach Ängsö/Norrviken 7,0 sm
Der Wind hat auf Südwest geweht und kommt mit 20 bis 25 Knoten durch den Furusund geweht. Südwest ist auch meine Generalrichtung und so entscheide ich mich zunächst einmal für das Nichtauslaufen. Den Vormittag verbringe ich mit Diesem und Jenem und als der Wind zum Nachmittag gefühlt weniger wird, steht der Entschluss fest, weiterfahren…
Um 14.30 Uhr lege ich ab. Alles wird aufgeklart, ich verlasse sogleich das Hauptfahrwasser und gehe auf einen Kurs in die Schären. Ich hatte mir zuvor einige Felsliegeplätze in meinen Unterlagen angeschaut, die sicher für Winde aus Süd bis West sind. Die Idee hatten auch schon andere Wassersportfreunde und so bin ich bis Ängsö gefahren, wo in der Bucht Norrviken noch ausreichend Platz zur Verfügung war. In aller Ruhe drehe ich langsam Kreise vor der Einfahrt und bereite alles für das Heckankermanöver und das Anlegen an den Felsen vor. Als alles soweit klar ist, laufe ich ein. Ein schwedischer Segler hat gerade angelegt und zeigt mir eine Stelle, an der das Heranfahren an den Felsen von der Tiefe her sicher ist. Ich teste das Ganze, fahre also einmal langsam vor. Dann folgt der Rückwärtsgang für die Fahrt zum Ankerplatz, der Heckanker fällt ins Meer und langsam geht es wieder an den Felsen. Hier drinnen ist kein Wind zu spüren, so dass das ganze Manöver mit aller Zeit dieser Welt gefahren werden kann. Mit meiner Bugleine in der Hand suche ich entsprechende Befestigungsmöglichkeiten. Einige Bäume bieten sich an, jedoch leiht mir mein Liegeplatznachbar einen Schärenhaken für den Felsen. So wird die Yacht in aller Ruhe vertäut und gesichert.
Als alles erledigt ist, gehe ich zurück an Bord und fülle drei Gläschen mit gutem Rum, der Dank für die Hilfe und die Ausleihe des Schärenhakens. Gemeinsam stoßen wir an und freuen uns auf einen ruhigen und beschaulichen Abend inmitten der Natur…
06.08.2020 Ängsö/Norrviken nach Edö/Östersundet 30,0 sm
Der Morgen beginnt mit dem Bad im Meer, einem guten Frühstück und einen Spaziergang in der bezaubernden Natur dieses Nationalparks. Ich schrecke einen Seeadler auf und beobachte eine Robbe (oder sie mich ???).
Um 11.15 Uhr löse ich die Landleinen und hole den Anker auf. Ich möchte heute ein wenig durch die Schären segeln und neue Anker- und Felsliegeplätze erkunden. Dazu nutze ich einen umfangreichen schwedischen Schärenführer mit vielen Details. So schaue ich mir die Felsliegeplätze von Granö und Själbottna an, passiere Finnhamn, bin bei Bockholmen und der großen Bucht von Träskö Storö. Alles sind sehr schöne und sichere Liegeplätze und sie sind bereits teilweise gut belegt. Hinzu kommt am Nachmittag ein böiger Wind aus Westlicher Richtung, der das Anlegen, wenn man Einhand unterwegs ist, nicht ganz so einfach gestaltet. Ich passiere Ingmarsö und entscheide mich für einen Abstecher nach Edö in den Östersundet.
Ich bin überrascht über diesen schmalen und niedlichen Sund und bin neben einer ankernden Motoryacht die zweite Segelyacht im Sund. Ich erkunde meinen Anlegeplatz auf der Westseite des Sundes und bereite alles vor. Der Heckanker fällt bei 4,5 m Wassertiefe ins Meer, langsam fahre ich auf die Felsen zu. Es ist windstill und ich stoppe die Yacht langsam auf. Über die Bugleiter gehe ich auf den Felsen und bringe die beiden Bugleinen aus. Der Anker wird noch einmal dicht geholt und das war es, ich bin angekommen.
Nach dem klar machen der Yacht gibt es den traditionellen Anleger. Danach genieße ich die Stille und Ruhe, welche nur durch weniges Vogelgezwitscher und dem Geräusch vereinzelt springender Fische unterbrochen wird…
07.8.2020 Edö/Östersundet Felsentag
Der Hochsommer in Schweden ist da. Und mein Liegeplatz ist so wunderschön, dass ich mich entscheide, zu bleiben. Die beiden anderen Yachten sind am Morgen ausgelaufen, so dass ich jetzt allein in dieser Landschaft liege.
Das Meer ruft zum Bade, das SUP wird gewassert und ich nutze den Tag neben neue Fahrstunden auf dem SUP auch für eine Bartreinigung an der Yacht und natürlich auch beim Skipper… Die Sonne tut ihr besten zur Verschönerung dieses Tages, so dass das abendliche Bier auch schon fast der Gute Nacht Gruß ist…
08.08.2020 Edö/Östersundet nach Stockholm 24,0 sm
Um 06.00 Uhr klingelt der Wecker. Es ist bereits taghell und die Sonne begrüßt mich. Ein gutes Frühstück im Cockpit ist Pflicht. Danach bereitete ich mich auf das Ablege/Anker auf-Manöver vor. Zunächst lege ich noch einmal eine lange Sicherungsleine zum Land hin aus und zwar auf Slip. Dann löse ich meine vorhandenen Landleinen und komme dank der Sicherungsleine auch wieder an Bord… Jetzt kommt die Sicherungsleine und anschließend wird der Anker geborgen. Nachdem der Anker kurzstag liegt und mein Versuch, ihn aufzuholen, vergebens ist, klare ich erst einmal an Deck alles auf. Die restliche Ankerleine wird ebenfalls schon aufgeschossen, dann breche ich den Anker über Rückwärtsfahrt aus. Der Rest ist simpel – Anker hochholen und gleich wieder ins Meer zum Reinigen. Mit angehängtem Anker fahre ich aus der Bucht. Die Schnellwäsche funktioniert und ich kann einen sauberen Anker bergen.
Jetzt geht es auf Kurs nach Stockholm. Da der Wind noch sehr schwach und natürlich von vorn kommt, wird es noch einmal eine Motorfahrt.
Gegen 11.15 Uhr bin ich vor Stockholm und tanke auf. Anschließend fahre ich nach Navishamn, wo ich um 12.00 Uhr sicher und fest vertäut für die nächsten Reiseabschnitte festgemacht haben.
Damit wird das Logbuch für die kommenden zwei Wochen zunächst einmal geschlossen. Skipper und Yacht begeben sich in Urlaub. Wir melden uns wieder am 22.08.2020 aus Nynäshamn, wenn die nächste Crew an Bord kommt.