29.08.2020 Visby Hafentag
Ein Tiefdruckgebiet steht direkt über der Gotlandsee und sorgt heute für ein sehr abwechslungsreiches und interessantes Wetter. Der Vormittag ist durch Starkregen geprägt und sorgt gratis für eine Deckswäsche. Später klart es auf und es ist wieder möglich, einige Schritte an Land zu machen.
Dafür dreht der Wind beständig recht und weht bereits am Nachmittag erneut mit guter Power, welche zum Abend und zur Nacht noch zunimmt. Also ein richtiger Tag für einen Crewwechsel und alles was so dazu gehört. Die Yacht wird am Vormittag aufgeklart. Zum Nachmittag mit der 15.00 Uhr-Fähre ist die neue Crew komplett. Nach der Begrüßung und dem Check in an Bord folgt die erste Einweisung in die Yacht und der Bordeinkauf. Am Abend bummeln wir durch Visby und gehen Abendessen. Zurück an Bord, bereiten wir uns auf eine schauklige Nacht vor, da der Wind kurzfristig aus Südwest weht und für ein wenig Schwell im Hafen sorgt…
30.08.2020 Visby nach Byxelkrog 48,5 sm
Wir hatten eine sehr unruhige Nacht. Der Starkwind aus Südwest sorgte für eine guten Schwell im Hafen, der auch der der Drehung auf West und weiter auf Nordwest erst langsam zur Ruhe kam. Gegen 02.00 Uhr war es dann doch soweit, wir kamen ein wenig zur Ruhe und damit auch zum notwendigen Schlaf. Um 07.00 Uhr klingelt der Wecker. Der anderen Yachten sind teilweise schon klar zum Auslaufen, wir lassen uns jedoch Zeit. Um 08.00 Uhr sind wir ganz alleine im Hafen von Visby. Es entsteht ein Foto von Seltenheitswert…
Wir legen um 08.30 Uhr ab und gehen auf Kurs. Es steht noch gute alte Dünung draußen auf der See, nur der Wind tendiert gegen Null. So motoren wir den größten Teil der Strecke. Unser Versuch zu segeln wird nach zweieinhalb Seemeilen wieder abgebrochen, da wir mehr driften als segeln. Um 17.15 Uhr sind wir vor Byxelkrog und laufen ein. Es sind noch wenige andere Yachten da, ein Liegeplatz ist kein Problem.
Der Smalltalk mit dem Hafenmeister, ein kurzer Landeinfall und ein gutes Abendessen an Bord runden diesen schönen Tag ab. Der Sonnenuntergang tut ein Übriges dafür…
31.08.2020 Byxelkrog nach Borgholm 30,5 sm
In den frühen Morgenstunden ist erneut Wind aufgekommen. Bis zu 12 m/s weht es aus Nordost und sorgt erneut für guten Seegang im nördlichen Kalmarsund. Wir liegen jedoch geschützt im Hafen Byxelkrog, welcher seit letztem Jahr umgebaut bzw. erweitert wird. Um 08.00 Uhr gibt es Frühstück. Wir entscheiden uns, das Windfeld abzuwarten und erst gegen Mittag auszulaufen. Landgang im beschaulichen Byxelkrog, etwas Büroarbeit beim Skipper und Smalltalk mit den anderen Seglern sind unser Vormittagsprogramm. Um 12.05 Uhr legen wir ab.
Zunächst stampfen wir noch gegen die See aus der Hafenzufahrt hinaus in das tiefe Wasser; dann können wir abfallen. Die Genua wird ausgerollt und wir segeln Richtung Süden.
Die Wellen sorgen für einen entsprechenden Tanz auf der See, jedoch kommen wir gut voran. Zum späten Nachmittag flaut der Wind markant ab. Um 17.00 Uhr bergen wir die Genua und starten den Motor. Es dauert noch fast zwei Stunden, bis wir im fast leeren Hafen Borgholm fest sind.
Wir checken ein, essen Abendbrot und lassen den Abend an Bord und im Wellnessbereich des Hotels gemütlich ausklingen…
01.09.2020 Borgholm nach Kalmar 17,5 sm
Erneut ist in den frühen Morgenstunden ein frischer Wind aus Nordost aufgekommen. Wir frühstücken wie gewohnt um 08.00 Uhr und die Crew gönnt sich die Zeit für einen Ausflug in Borgholm. Es wird ein Kurzausflug. Um 10.25 Uhr legen wir ab.
Nach dem Aufklaren des Decks fahren wir wieder in den aufgewühlten Kalmarsund. Hinter der Ausfahrt wird die Genua gesetzt und wir gehen wieder auf Raumschotkurs. Zügig geht es nach Süden.
Wir passieren die beeindruckende Kalmarsundbrücke und bergen kurze Zeit später im Vorhafen von Kalmar die Genua. Es ist 13.45 Uhr, als wir in bester Lage direkt vor dem Servicegebäude in der Schlengelbox fest sind.
Wir checken ein, vergessen unseren Anleger nicht und bereiten uns auf den Landeinfall in Kalmar vor…
02.09.2020 Kalmar nach Sandhamn 42,5 sm
Es regnet ein wenig am Morgen und das Trommeln auf dem Deck weckt uns. Um 08.00 Uhr frühstücken wir. Der Regen hat inzwischen aufgehört und das Wetter scheint besser zu werden. Der Wettercheck spricht von nordöstlichen Wind mit 5 bis 6 Windstärken und einer hohen Regenwahrscheinlichkeit für die kommenden Tage. Wir entscheiden uns für die Weiterfahrt und legen um 09.00 Uhr ab.
Wieder kommt nur die Genua zum Einsatz auf unserem Kurs nach Süden. Ein letzter Blick auf Kalmar und wir sind auf Kurs. Später nimmt der Wind weiter, so dass wir uns für das Reffen der Genua entscheiden.
Mit achterlicher See pflügen wir durch den Kalmarsund und können uns über das Wetter nicht beklagen. Zum Nachmittag bezieht sich der Himmel hinter uns wieder. Es ist 16.15 Uhr, als wir an der Ansteuerung von Sandhamn die Genua einrollen. Die letzte Meile wird gegen die See gemotort. Ein Liegeplatz ist auch hier kein Problem.
Nach dem Festmachen hat uns der dunkle Regenschauer erreicht. Unser Anleger schmeckt, wir sind trocken und ohne Regen an die Pier gekommen, so, dass wir den Regenschauer entspannt abwarten, bevor wir in die weitere Abendgestaltung übergehen…
03.09.2020 Sandhamn nach Karlskrona 26,5 sm
Wir sind halbwegs trocken durch die Nacht gekommen, nur das der Himmel am Morgen aussieht, als wenn es gleich dauerhaft anfängt zu regnen.
Der Wetterbericht trifft eine ähnliche Aussage. Wir frühstücken wie gewohnt zu 08.00 Uhr und sind kurz vor Neun klar zum Ablegen. Um 09.00 Uhr holen wir die Leinen ein.
Noch in der Hafenausfahrt können wir uns dem Ausrollen der Genua widmen und gehen auf Kurs. Zunächst segeln wir vor dem Wind aus der Einfahrt von Sandhamn, bis wir den Kurs parallel zur Küste ändern können.
Da unsere Masthöhe für die Brücke in der Ostansteuerung vor Karlskrona zu hoch ist, müssen wir außen herum. Der Wind weht moderat und wir setzen zusätzlich das Großsegel. Als wir Utlängan passiert haben, luven wir an und gehen auf einen Hoch-am-Wind-Kurs. Der Wind schwankt zwischen ganz wenig und guter Brise, so, dass wir mal schnell und auch wieder mal langsam durch die leichte, sich aufbauende See stampfen. Wir kreuzen bis zur Hauptfahrt nach Karlskrona auf. Dort können wir nach Norden abfallen und laufen Richtung Karlskrona ab.
Um 14.25 Uhr bergen wir kurz vor dem Marinemuseum die Segel und fahren zur Tankstelle. Wir bunkern Diesel und fahren weiter in die Marina. Es ist 15.00 Uhr als wir fest sind.
Der frühe Anleger schmeckt. Anschließend beginnt das Freizeitprogramm in Karlskrona…
04.09.2020 Karlskrona Hafentag
Morgen kommt unser nächstes Crewmitglied. Wir nutzen die Chance und machen einen Hafentag. Dafür hat Karlskrona genug zu bieten und so ist die Crew individuell unterwegs in der geschichtsträchtigen Marinestadt…
05.09.2020 Karlskrona nach Garpahamnen 10,5 sm
Mit dem 10 Uhr-Zug kommt unser erwartetes Crewmitglied. Nach der Begrüßung erfolgt eine kurze Einweisung in die Gegebenheiten der Yacht. Um 11.30 Uhr legen wir ab.
Zunächst motoren wir langsam am Marinemuseum und am Marinehafen vorbei.
Anschließend setzen wir die Genua. Südwest- bis Westwind Stärke Fünf bis Sechs erwartet uns. Wir segeln Hoch-am-Wind durch die Schärenlandschaft Richtung Westen und sind zügig unterwegs. Natürlich müssen wir aufkreuzen. Kurz vor der schmalen Durchfahrt bei Hasselö bergen wir die Genua und passieren die Engstelle vor dem Hafen Garpahamnen. Um 13.35 Uhr sind wir fest.
Wir sind wieder einmal die Einzigen hier. Der Ort und der nahe Strand in den Außenschären sind auf jeden Fall einen Spaziergang wert. Es gehen noch einige Regenschauer durch, aber das Wetter scheint tendenziell besser zu werden. Am Abend wollen wir den Grill anheizen und hoffen, dass das Wetter mitspielt…
06.09.2020 Garpahamnen nach Nogersund 43,0 sm
Nach unserem gestrigen Grillabend und dem anschließenden Bocciaspiel im Hafen sind wir heute bereits früh unterwegs. Frühstück gab es um 07.30 Uhr und so waren wir eine Stunde später klar zum Ablegen.
Um 08.35 Uhr sind wir unterwegs. Gleich hinter der Mole setzen wir die Genua und etwas später folgt das Großsegel. Nach der Ausfahrt durch die letzten Untiefen vor Garpahamnen gehen wir hoch an den Wind.
Wir kreuzen Richtung Westen bis in die Einfahrt nach Ronnebyhamn und segeln wieder hinein in die Schärenwelt von Blekinge. Dort bergen wir die Segel und fahren unter Motor durch die teilweise engen und steinigen Schärenfahrwasser bis in Höhe Karlshamn. So können wir zumindest noch einmal ein wenig Schärenfeeling mitnehmen. Vor Karlshamn setzen wir erneut die Segel und gehen auf Südkurs. Wir passieren die Insel Hanö und gehen unter Land in den Hafen Nogersund, wo wir ein wenig windgeschützt vor den wieder stärker werdenden Westwind übernachten werden. Um 16.45 Uhr sind wir fest in Nogersund.
Wir schauen uns im Hafen um und verholen noch einmal ein anderes Hafenbecken, wo wir etwas ruhiger liegen und die Fischer nicht stören…
07.09.2020 Nogersund nach Skillinge 36,5 sm
In den Morgenstunden beginnt es zu regnen. Wir frühstücken um 08.00 Uhr und entscheiden uns, nach dem Blick auf das Wetter, noch ein wenig zu warten. Gegen 09.30 Uhr ist der vorläufig letzte Regenschauer durchgezogen. Wir klaren auf und legen ab.
Um 10.00 Uhr sind wir unterwegs. Gleich hinter der Ausfahrt setzen wir Groß und Genua, jeweils gut gerefft und gehen auf Kurs.
Ein böiger sechser Westwind wartet auf uns, als wir aus der Abdeckung frei sind. Dazu kommt die interessante See der Hanöbucht, welche immer wieder einige Überraschungsbrecher bereithält. Trotzdem kommen wir gut und zügig voran. Gegen 14.30 Uhr sind wir erneut unter Land und passieren Simrishamn. Unser heutiges Ziel ist Skillinge, der letzte Hafen vor Sandhammaren und für uns voraussichtlich der Absprunghafen zurück nach Rügen. Um 15.45 Uhr bergen wir die Segel und fahren in die schmale Einfahrt von Skillinge ein. Wir haben kein Problem, einen Liegeplatz für uns zu finden und sind um 16.00 Uhr fest an der Pier.
Wir checken ein, trinken unseren Anleger und erkunden die Umgebung. Zum Abend kehrt Ruhe im Hafen ein und wir haben erneut die Chance, die nette Abendstimmung in einem kleinen schwedischen Ort zu genießen und den dazugehörigen Sonnenuntergang mit Blick auf Bornholm…
08.09.2020 Skillinge nach Ystad 27,0 sm
Das Starkwindgebiet mit Regen hat uns fest im Griff. Der Wasserstand ist inzwischen um mindestens 30 cm gefallen. Am Morgen ist noch unklar, wie wir weiterkommen werden. Es gibt mehrere Optionen – Hafentag, Nachtfahrt nach Sassnitz oder nach Ystad. Zum Abend soll es moderater werden. Das Wetter für die kommenden Tage sieht sehr gewöhnungsbedürftig aus. Wir vertagen die Entscheidung auf 15.00 Uhr. Bis dahin sind wir im Freizeitmodus. Skillinge ist ein netter Ort und schön anzuschauen mit den kleinen Gassen und den schönen Häusern am Meer. Der örtliche Kaufmann ist ebenfalls gut sortiert und wenn das Wetter besser wäre, kann man hier doch etwas verweilen und den einen oder anderen Landausflug machen…
Der 15.00 Uhr Wettercheck führt zu einer Entscheidung. Wir nutzen den abflauenden Wind der nächsten Stunden für die Überfahrt nach Ystad. Um 17.00 Uhr gibt es Abendbrot an Bord. Anschließend klaren wir auf und legen ab.
Es ist 18.00 Uhr, als wir den netten Hafen verlassen. Da wir noch in der Abdeckung der Küste sind, geht es zunächst zügig voran. Wir haben uns für die Motorfahrt entschieden, da wir ab Sandhammaren aufkreuzen müssten gegen die See. Nachdem wir Sandhammaren passiert haben, stampfen wir durch die noch aufgewühlte See Richtung Ystad. Der Wind ist wie angesagt noch moderat und nimmt erst vor Ystad wieder zu.
Wir erleben einen schönen Sonnenuntergang auf See und haben einen sternenklaren Himmel. Nur am Horizont ist bereits das neue Wolkenband zu sehen.
Gegen 22.00 Uhr sind wir in der Einfahrt von Ystad. Kurz zuvor hat uns die Schnellfähre von Bornholm passiert – immer wieder beeindruckend. Wir tasten uns langsam in die Einfahrt und sind gegen 22.30 Uhr längseits fest in der Marina Ystad. Der Hafen ist sehr übersichtlich gefüllt, so das ein Liegeplatz und das Anlegemanöver kein Problem darstellen. In der Nacht nimmt der Wind weiter markant zu und die Crew stellt fest, dass es die richtige Entscheidung war, nur bis Ystad zu fahren…
09.09.2020 Ystad Hafentag
Die Sonne und der Wind wecken uns. Wir frühstücken um 08.30 Uhr. Der Blick auf die Wetterdienste bestätigt unsere Entscheidung, heute hier zu bleiben.
Der Himmel bezieht sich bereits wieder. Ystad hat einiges zu bieten und so sind wir heute erneut im Freizeitmodus und werden abends schauen, wie wir morgen weiterkommen…
10.09./11.09.2020 Ystad – auf See – Kloster 71,0 sm
Der morgendliche Blick auf das Wetter bestätigt unseren gestrigen Plan, am Abend auszulaufen und über Nacht Richtung Rügen zu segeln. Wir wollen mit dem ersten Büchsenlicht nach Kloster einlaufen und nicht das Risiko einer Nachtansteuerung in diesem spannenden Hiddenseerevier eingehen.
So genießen wir den Tag noch in Ystad und gehen abends sozusagen das vorläufig letzte Mal in diesem Jahr in Schweden essen. Um 19.30 Uhr sind wir soweit. Wir legen ab und laufen aus.
Gleich hinter der Mole setzen wir die Segel, kommen jedoch nicht sehr weit, da der Wind bereits am Einschlafen ist. Wir erleben den Sonnenuntergang und bergen die Genua. Mit dem gesetzten Großsegel motoren wir in die Nacht. Wir kreuzen zwei Verkehrswege und haben einiges zu tun, was eine sichere Querung dieser Küstenverkehrswege betrifft. Zwischenzeitlich kommt in der sternenklaren Nacht Wind auf. Das nutzen wir natürlich und segeln entspannt durch die Nacht. Später ist die Dünung erneut stärker als der Vortrieb, so dass unser Motor wieder gefordert wird. Das ändert sich bis Kloster nicht mehr. Um 06.40 Uhr passieren wir die Tonne Hiddensee. Um 08.00 Uhr sind wir in Kloster fest.
Hier werden wir den heutigen Tag verbringen. Zunächst gibt es den obligatorischen Anleger. Anschließend folgt die verkürzte Nachtruhe. Um 12.00 Uhr frühstücken wir und lassen uns in den restlichen Tag treiben…
12.09.2020 Kloster nach Breege 12,0 sm
Mit der Morgenfähre nach Stralsund ist bereits ein Teil der Crew unterwegs Richtung Heimat. Wir legen um 07.00 Uhr ab und fahren nach Breege. Diese besondere Rund-Ostsee-Segelreise neigt sich ihrem Ende. Um 09.00 Uhr legen wir in Breege an. Es heißt Abschied nehmen…
Jetzt ist sie zu Ende, unsere besondere Ostseereise. Fünf Gastlandflagen wehen beim Einlaufen in Breege unter unserer Steuerbordsaling (Schweden, Ålands, Finnland, Estland und Gotland). Trotz der Pandemie und aller Planänderungen stehen am Ende unseres Törns 2.283,5 sm (unter Segeln = 1221,0 sm) in unserem Logbuch. Wir waren zu Gast in 77 skandinavischen Häfen und haben 14 Hafentage genutzt, um Land und Leute besser kennen zu lernen. Ein Dankeschön an meine Mitsegler, welche mit hoher Flexibilität und viel Verständnis dabei waren und hoffentlich ebenfalls viele schöne Stunden an Bord, auf See und im Hafen verbringen konnten. Wir werden im kommenden Jahr erneut aufbrechen und mit den Erfahrungen dieses Jahres hoffentlich wieder unseren Kurs nach Norden in das wunderschöne Mare Balticum legen können…